Gestern verstarb Domenico #Losurdo, sein Werk aber werden wir nicht vergessen!

Gestern verstarb der italienische Philosoph und Publizist Domenico Losurdo.

Losurdo, geboren 1941, war langjähriger Professor für Philosophie in Urbino, Präsident der Internationalen Gesellschaft Hegel-Marx für dialektisches Denken und gemeinsam mit Hans Heinz Holz redigierte er die Zeitschrift Topos. Neben seinem weitläufigen publizistischen Engagement verfasste er im Laufe seines Lebens rund 52 Bücher zu den verschiedensten Themen.

Als marxistischer Philosoph setzte Losurdo viel daran bürgerliche Ideologie und bestehenden Geschichtsrevisionismus zu zerpflücken und eine marxistische Gegensicht zu diversen Themen aufzustellen. Egal ob zur verklärten Geschichte des Liberalismus und den Anfängen des europäischen Kapitalismus, der Frage der Gewaltlosigkeit oder zu Konzeptionen der Totalitarismustheorie und den Versuchen Kommunismus und Faschismus in Verbindung zu setzen, Losurdo räumte mit gängigen Mythen und vorherrschenden Meinungen im bürgerlichen Diskurs gründlich auf. Hierbei vermied er es auch nicht sich kritisch mit der Geschichte der Arbeiterbewegung und der sozialistischen Staaten auseinanderzusetzen, aber er stritt nicht ab, duckte sich weg oder relativierte, sondern er ordnete Geschehnisse und Ereignisse in einen größeren Kontext ein. Gerade das macht seine Argumentationen auch zu einer so wirksamen Waffe gegen Unterstellungen, ideologische Angriffe oder plumpe antikommunistische Hetze.

Aber auch jenseits der historischen Betrachtungen und ideologischen Fragen lag Losurdo viel an einer politischen Linken die in Aktion tritt und gegen Krieg, Faschismus und kapitalistische Barbarei kämpft. In „Der Klassenkampf – Eine politische und philosophische Geschichte“ verbindet Losurdo historische Kämpfe und Erfahrungen mit heutigen Problemen und Fragestellungen, er gibt Antworten auf Fragen der heutigen Zeit und macht dabei noch einmal deutlich wie wichtig es ist sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. In seinem letzten Buch „Wenn die Linke fehlt… Gesellschaft des Spektakels, Krise, Krieg“ analysiert er die letzten Jahrzehnte in denen sich die politische Linke in der Defensive befand und plädiert in diesem Zusammenhang für eine neue Gegenoffensive in Sachen Klassenkampf von unten.

Losurdo wird fehlen, Wissenschaftler und Philosophen seines Schlages gibt es derzeit leider all zu wenige. Aber auch wenn wir keine weiteren Werke von ihm erwarten können, so bleibt doch sein überaus reiches geistiges Vermächtnis das uns sicherlich auch in den kommenden Kämpfen Unterstützung bieten wird.

Domenico Losurdo presente!

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Foto (flickr) CC BY-NC-SA 2.0

15/04/2011. Proprietà privata e libertà